Mein Gastvater Amar macht irgendwas mit Medien. Oder Marketing. Auf jeden Fall arbeitet er mit Leuten zusammen, die Werbevideos für Unternehmen drehen und mit denen er immer mal wieder zum Dreh eben dieser Videos im Land herumfährt. Das aktuelle Projekt ist der Werbedreh für das Medizinische Wellness Resort Khan Khujirt in der Provinz Övörkhangai, etwa 400km westlich von Ulan Bator. Normalerweise fährt Amar natürlich ohne seine Familie zu solchen Unternehmen, aber nachdem sie für die Authentizität noch reichlich Statisten brauchen, dürfen seine Familie und ich dieses Mal mitkommen. Eigentlich hätte ich noch zwei Tage arbeiten müssen, aber alle waren so froh, dass ich endlich mal aus der schlechten Luft in Ulan Bator rauskomme, dass ich von meiner Chefin spontan freibekommen habe.
Am Abend vor der Abfahrt turnen die beiden Jungs auch um 12 Uhr noch durchs Wohnzimmer, meine Gastmutter bügelt und mein Gastvater probiert singend diverse Outfits an. Gepackt ist noch nichts, überall liegen Einzelteile verstreut. Ich nicke anerkennend mit dem Kopf, passe auf, dass mir die Kinnlade nicht runterfällt und verziehe mich in mein Zimmer, wo der fertig gepackte Rucksack neben dem Bett steht. Und ich dachte, ich gehöre zur Sorte, die auf die letzte Minute packt.
Morgens um sechs Uhr geht es los. Es ist stockdunkel und unfassbar kalt. Während wir auf Amars Arbeitskollegen am vereinbarten Treffpunkt warten, wird gefrühstückt. Kalter Rindfleischaufschnitt vom Vorabend mit Gurke. Das Brot ist optional. Ich rümpfe die Nase und ziehe den Schal hoch - sechs Uhr ist weder meine Frühstückszeit, noch ist Fleisch meine bevorzugte Frühstücksoption. Bis wir Ulan Bator verlassen, ist ein halbes Kilo kalter Braten vertilgt und wir drei auf der Rückbank sind allesamt eingeschlafen.
Als ich aufwache, sind wir längst irgendwo in der Steppe auf holpriger Straße unterwegs, wir fahren Richtung Süden und das warme Licht des Sonnenaufgangs über der Bergkette scheint angenehm ins Auto. Eine halbe Stunde später macht die ganze Crew Pause und es wird gefrühstückt - das zweite Mal. Es gibt Rindfleischeintopf mit Reis und Gemüse. Ich trinke Milchtee und träume von Kaffee. Danach geht es frisch gestärkt und gut gelaunt weiter. Wir hören laut Bukahara, der Kleine tanzt im Sitzen auf dem Schoß seiner Mutter, Amar trommelt auf dem Lenkrad, ich singe mit und kann mich an der kargen Schönheit der Steppe, die vor meinem vereisten Fenster vorbeizieht, kaum sattsehen. Die Mongolei wird auch Land des Ewigen Blauen Himmels genannt. Zurecht, wie ich nun sagen kann!
Am Abend vor der Abfahrt turnen die beiden Jungs auch um 12 Uhr noch durchs Wohnzimmer, meine Gastmutter bügelt und mein Gastvater probiert singend diverse Outfits an. Gepackt ist noch nichts, überall liegen Einzelteile verstreut. Ich nicke anerkennend mit dem Kopf, passe auf, dass mir die Kinnlade nicht runterfällt und verziehe mich in mein Zimmer, wo der fertig gepackte Rucksack neben dem Bett steht. Und ich dachte, ich gehöre zur Sorte, die auf die letzte Minute packt.
Morgens um sechs Uhr geht es los. Es ist stockdunkel und unfassbar kalt. Während wir auf Amars Arbeitskollegen am vereinbarten Treffpunkt warten, wird gefrühstückt. Kalter Rindfleischaufschnitt vom Vorabend mit Gurke. Das Brot ist optional. Ich rümpfe die Nase und ziehe den Schal hoch - sechs Uhr ist weder meine Frühstückszeit, noch ist Fleisch meine bevorzugte Frühstücksoption. Bis wir Ulan Bator verlassen, ist ein halbes Kilo kalter Braten vertilgt und wir drei auf der Rückbank sind allesamt eingeschlafen.
Als ich aufwache, sind wir längst irgendwo in der Steppe auf holpriger Straße unterwegs, wir fahren Richtung Süden und das warme Licht des Sonnenaufgangs über der Bergkette scheint angenehm ins Auto. Eine halbe Stunde später macht die ganze Crew Pause und es wird gefrühstückt - das zweite Mal. Es gibt Rindfleischeintopf mit Reis und Gemüse. Ich trinke Milchtee und träume von Kaffee. Danach geht es frisch gestärkt und gut gelaunt weiter. Wir hören laut Bukahara, der Kleine tanzt im Sitzen auf dem Schoß seiner Mutter, Amar trommelt auf dem Lenkrad, ich singe mit und kann mich an der kargen Schönheit der Steppe, die vor meinem vereisten Fenster vorbeizieht, kaum sattsehen. Die Mongolei wird auch Land des Ewigen Blauen Himmels genannt. Zurecht, wie ich nun sagen kann!
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Auf der Fahrt durch die Steppe sieht man immer wieder mitten im Nirgendwo kleine buddhistische Tempel wie diesen hier. |
Nach sechs Stunden Fahrt kommen wir im Khan Khujirt an, sämtliches Equipment wird ausgeladen und wir werden zu unseren Zimmern gebracht. Ich teile mir meines mit dem extra für den Dreh engagierten Model und der Make-Up Artistin - mein ganz normaler sozialer Umgang also… Auf die Führung durch das Resort folgt das Mittagessen. Es gibt Salat zur Vorspeise, gefolgt von einer Kürbissuppe, die mehr Brühe ist, und zur Hauptspeise Rindfleisch auf einem Bett aus Kartoffelpüree mit Reis und Gemüse. Die mongolische Küche erinnert mich in ihrer Abwechslung manchmal sehr an die studentische „Nudeln mit Pesto“-Küche am Ende des Monats. Immerhin gibt es Kaffee!
In den folgenden Tagen probieren wir alles, was das Khan Khujirt zu bieten hat, aus und werden auf Schritt und Tritt von Kameras begleitet. Mein großer Auftritt folgt dann beim Filmen des Rezeptionsalltags. Während zwei der bekanntesten mongolischen Schauspieler dabei gefilmt werden, wie sie im Resort ankommen und einchecken, turne ich als Statistin im Hintergrund rum. Meine Anweisung ist „etwas Farbe ins Spiel zu bringen“. Jo, Farbe kann ich. Während also das fiktive Schauspielerpärchen samt Tochter in den gleichen weißen Pullovern und schwarzen Hosen daherkommt, trage ich einen roten Pullover, habe meinen bunten Rucksack geschultert und meine blaue Jacke über dem Arm. Maske wäre nicht nötig, heißt es. Ich würde nur von hinten und aus der Entfernung gefilmt. Das End’ vom Lied ist nun, dass das Model, welches ewig in der Maske gesessen hat, nur von hinten oder gar nicht zu sehen ist, ich dafür mit zotteligen Haaren und ungeschminkt frontal gefilmt wurde. Die glorreichen drei Sekunden der Premiere meiner Schauspielkarriere sind übrigens auf YouTube zu bewundern:
https://www.youtube.com/watch?v=mnr0wu4vazM
Um der ewigen Kamerabeobachtung zu entkommen, packe ich mich nachmittags dick ein, schnappe mir meine eigene Kamera und mache mich auf den Weg, um die Gegend etwas zu erkunden. Wirklich weit in die Steppe traue ich mich nicht. Bei meinen Wanderungen in Norwegen und Schottland habe ich gelernt, dass nur wer leichtsinnig und überheblich ist, der Natur ohne Respekt begegnet und sich in falscher Sicherheit wiegt, wenn er ohne adäquate Ausrüstung alleine auf unbekannten Pfaden unterwegs ist. Nachdem ich weder Karte, noch Kompass, Essen oder Trinken dabei habe und niemand weiß, in welcher Gegend ich unterwegs bin, begnüge ich mich also mit den naheliegenden Hügeln und freue mich über die kleine Pferdeherde, die mich neugierig und sehr entspannt mustert, als ich plötzlich in ihrer Mitte stehe.
In den folgenden Tagen probieren wir alles, was das Khan Khujirt zu bieten hat, aus und werden auf Schritt und Tritt von Kameras begleitet. Mein großer Auftritt folgt dann beim Filmen des Rezeptionsalltags. Während zwei der bekanntesten mongolischen Schauspieler dabei gefilmt werden, wie sie im Resort ankommen und einchecken, turne ich als Statistin im Hintergrund rum. Meine Anweisung ist „etwas Farbe ins Spiel zu bringen“. Jo, Farbe kann ich. Während also das fiktive Schauspielerpärchen samt Tochter in den gleichen weißen Pullovern und schwarzen Hosen daherkommt, trage ich einen roten Pullover, habe meinen bunten Rucksack geschultert und meine blaue Jacke über dem Arm. Maske wäre nicht nötig, heißt es. Ich würde nur von hinten und aus der Entfernung gefilmt. Das End’ vom Lied ist nun, dass das Model, welches ewig in der Maske gesessen hat, nur von hinten oder gar nicht zu sehen ist, ich dafür mit zotteligen Haaren und ungeschminkt frontal gefilmt wurde. Die glorreichen drei Sekunden der Premiere meiner Schauspielkarriere sind übrigens auf YouTube zu bewundern:
https://www.youtube.com/watch?v=mnr0wu4vazM
Um der ewigen Kamerabeobachtung zu entkommen, packe ich mich nachmittags dick ein, schnappe mir meine eigene Kamera und mache mich auf den Weg, um die Gegend etwas zu erkunden. Wirklich weit in die Steppe traue ich mich nicht. Bei meinen Wanderungen in Norwegen und Schottland habe ich gelernt, dass nur wer leichtsinnig und überheblich ist, der Natur ohne Respekt begegnet und sich in falscher Sicherheit wiegt, wenn er ohne adäquate Ausrüstung alleine auf unbekannten Pfaden unterwegs ist. Nachdem ich weder Karte, noch Kompass, Essen oder Trinken dabei habe und niemand weiß, in welcher Gegend ich unterwegs bin, begnüge ich mich also mit den naheliegenden Hügeln und freue mich über die kleine Pferdeherde, die mich neugierig und sehr entspannt mustert, als ich plötzlich in ihrer Mitte stehe.
Sonntags geht es genau so früh wie schon auf dem Hinweg zurück nach Ulan Bator. Obwohl ich unfassbar müde bin, kann ich nicht schlafen und so höre ich Musik und gucke aus dem Fenster in die stockdunkle Nacht. Während ich meinen Gedanken nachhänge, schlafen der Kleine und der Große neben mir Hand in Hand, Amar hört wie immer etwas zu laut und zum nunmehr hundertsten Mal „Chapter 4 - What is an Intranet?“ einer Lern-CD und unterhält sich leise mit Aza. Trotz getönter Autofenster und ohne Brille ist der Sternhimmel beeindruckend. Am Horizont mischen sich die ersten Blautöne unter das Schwarz des Nachthimmels und die Berge heben sich allmählich vom Himmel ab. Als sich dann das erste Rot zum Blau gesellt und man nur noch den Morgenstern sehen kann, wacht der Kleine auf und die friedliche Ruhe ist vorbei. Ich drehe die Lautstärke hoch und freue mich darauf, zu Hause anzukommen.
Bayartai und liebe Grüße aus Ulaanbaatar
Mia
Bayartai und liebe Grüße aus Ulaanbaatar
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